Meinungen & News

Kapitalmarktbericht für das Jahr 2021 und Ausblick auf das Jahr 2022

Berlin, den 1. Januar 2022

Das Jahr 2020 stand wesentlich im Fokus der ersten beiden Pandemiewellen und des US-Präsidentschaftswahlkampfes. In 2021 gesellten sich zum Pandemiegeschehen hinzu, was wir lange nicht mehr kannten: industrielle Lieferengpässe und Inflationssorgen.

 

Leere Gebrauchtwagenflächen, lange Bestellfristen bei Laptops, Routern, Waschmaschinen, Fahrrädern, Spielekonsolen, Knappheit bei Sanitärkeramik und Papier…- die Gesellschaft wird an ihrem (vermeintlich) wundestem Punkt getroffen, dem Konsum. Eine Folge dieses Mangels ist entsprechend die anziehende Inflation durch einen hohen Nachfrageüberhang.

 

Der Inflationssprung kommt dabei vielen Notenbankern sicherlich gerade recht, sind doch ihre Hände ob der hohen Staatsschulden gebunden. Nun bestünden Spielraum und Argumentationshilfe genau dafür, das zu tun, was richtig und notwendig ist: die ultralockere Geldpolitik zu straffen, um auch künftig handlungsfähig zu sein!

 

Hohe Inflationsraten bei zugleich anhaltend negativem Realzins und sukzessive aufkeimender Hoffnung hinsichtlich einer nachhaltigen Pandemieeindämmung haben weltweit die Aktienmärkte gestärkt. Abweichend hiervon fallen die asiatischen Märkte auf. Diese haben sich in 2021 auch aufgrund der chinesischen Wirtschaftsregulationen und der Immobilienmarktkrise in China zurückhaltend entwickelt.

 

Wie besonders dieses Aktienjahr tatsächlich war, zeigt der S&P 500 auf, der allein in 2021 an 76 Handelstagen jeweils ein neues Jahreshoch erreichte.

 

In unseren Vermögensverwaltungen konnten wir im gesamten Jahr 2021 abermals eine Volatilität deutlich unterhalb des Marktgeschehens erreichen. Unser aktives Risikomanagement bildete dabei die erfolgreiche Basis einer soliden Balance zwischen Performanceanspruch und Schwankungsbreite.

 

Was erwarten wir vom Jahr 2022?

 

Die Marktteilnehmer werden im neuen Jahr ganz besonders auf die Entscheidungen der Notenbanken achten. Die Zinstrendwende insbesondere in den USA gilt als eingeleitet. Das angekündigte tapering wird den Märkten Liquidität entziehen und Zinsanhebungen werden marktdrosselnd wirken. Zu beachten ist jedoch, dass die Realzinsen nach wie vor negativ sind und vorerst wohl auch negativ bleiben werden. Der Liquiditätsentzug erfolgt daher lediglich auf Basis einer bestehenden Überliquidität. Wir erwarten daher hieraus keine gravierenden Auswirkungen, wie beispielsweise nach der Finanzkrise 2009.

 

Bezüglich der Lieferengpässe sollte bereits im ersten Halbjahr 2022 eine Normalisierung eintreten, denn die Unternehmen werden strukturelle Wege finden, diese Krise zu überwinden. Mit Abflachung der Pandemie wird der durch Lockdowns hervorgerufene Arbeitskräftemangel abgebaut. Was folgen wird, ist die Bedienung eines hohen Nachholbedarfes in vielen Branchen und damit ein zusätzlicher Wirtschaftschub.

 

Auch wenn „politische Börsen bekanntlich kurze Beine haben“, können der politische Disput mit Russland und die wirtschaftliche Neuausrichtung in China unseres Erachtens enorme Einflüsse haben. Inwiefern es den westlichen Industriemächten gelingt, eine schnelle Konfliktreduktion zu erreichen, bleibt abzuwarten. Insbesondere das Verhältnis zur Volksrepublik China hat dabei aufgrund der wirtschaftlichen Verflechtung eine herausragende Bedeutung. Zudem startet zum 01.01.2022 das Freihandelsbündnis der wichtigsten Volkswirtschaften in der Asien-Pacific-Region (RECP). Es umfasst 2,2 Milliarden Menschen und ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung. Asien - und allen voran China - wird seine Rolle als Wirtschaftsmacht neu definieren!

 

Alle Attribute zusammengenommen prognostizieren wir für das Jahr 2022 Folgendes:

 

1)  Assetklasse „Liquidität“:

Die Zentralbanken werden beginnen, die Leitzinsen im Hinblick auf die Inflationsdaten anzuheben. Liquidität rentiert jedoch weiterhin real negativ.

 

2)  Assetklasse „Renten“:

In Folge des anhaltend negativen Realzinses bleibt diese Assetklasse vorerst unattraktiv. Der Strategiewechsel der Notenbanken kann zu einem Anstieg der Zinsstrukturkurve führen, was Kursrisiken bei langlaufenden Papieren nach sich ziehen würde.

 

3) Assetklasse „Immobilien“:

Aufgrund der zunehmenden Bautätigkeit wird sich der europäische Preisanstieg im Wohnimmobiliensegment verlangsamen. Da Immobilieninvestments traditionell inflationsausgleichend wirken, wird deren Attraktivität jedoch hoch bleiben.

 

4)  Assetklasse „Aktien“:

Der nach wie vor hohe Liquiditätsüberhang wird die Kurse stützen. Sollten sich das Pandemiegeschehen abschwächen und die großen politischen Akteure Lösungen zur Beilegung der Konflikte finden, bestehen hohe Nachholpotentiale gerade im Industriebereich. Dies könnte eine Renaissance der Valuewerte bedeuten, nachdem die Technologieunternehmen in den letzten Jahren die wesentlichen Wirtschaftstreiber waren.

 

5) Assetklasse „Rohstoffe/Edelmetalle“:

Industriell benötigte Rohstoffe sehen wir weiterhin von anhaltender hoher Nachfrage unterstützt. Gold konnte trotz der fundamental günstigen Voraussetzungen seine gute Entwicklung aus 2020 nicht fortsetzen. Das weitere Potential schwindet zwar mit weiteren Zinsanhebungen, verbleibt jedoch unverändert bei anhaltend negativen Realzinsrenditen.

 

Einem sehr erfolgreichen Aktienjahr 2021 folgt nun ein sicherlich spannendes Jahr 2022 mit ganz neuen Herausforderungen. Wir freuen uns darauf, diese mit Ihnen, unseren Mandanten, gemeinsam zu meistern.

 

Es erfüllt uns als Ihre ganz persönliche Privatbank mit Stolz, für Sie da sein zu dürfen!

 

Ihre

 

B E R L I N E R  E F F E K T E N B A N K

Niederlassung der Tradegate AG Wertpapierhandelsbank

 

Das Jahr 2020 stand wesentlich im Fokus der ersten beiden Pandemiewellen und des US-Präsidentschaftswahlkampfes. In 2021 gesellten sich zum Pandemiegeschehen hinzu, was wir lange nicht mehr kannten: industrielle Lieferengpässe und Inflationssorgen.

 

Leere Gebrauchtwagenflächen, lange Bestellfristen bei Laptops, Routern, Waschmaschinen, Fahrrädern, Spielekonsolen, Knappheit bei Sanitärkeramik und Papier…- die Gesellschaft wird an ihrem (vermeintlich) wundestem Punkt getroffen, dem Konsum. Eine Folge dieses Mangels ist entsprechend die anziehende Inflation durch einen hohen Nachfrageüberhang.

 

Der Inflationssprung kommt dabei vielen Notenbankern sicherlich gerade recht, sind doch ihre Hände ob der hohen Staatsschulden gebunden. Nun bestünden Spielraum und Argumentationshilfe genau dafür, das zu tun, was richtig und notwendig ist: die ultralockere Geldpolitik zu straffen, um auch künftig handlungsfähig zu sein!

 

Hohe Inflationsraten bei zugleich anhaltend negativem Realzins und sukzessive aufkeimender Hoffnung hinsichtlich einer nachhaltigen Pandemieeindämmung haben weltweit die Aktienmärkte gestärkt. Abweichend hiervon fallen die asiatischen Märkte auf. Diese haben sich in 2021 auch aufgrund der chinesischen Wirtschaftsregulationen und der Immobilienmarktkrise in China zurückhaltend entwickelt.

 

Wie besonders dieses Aktienjahr tatsächlich war, zeigt der S&P 500 auf, der allein in 2021 an 76 Handelstagen jeweils ein neues Jahreshoch erreichte.

 

In unseren Vermögensverwaltungen konnten wir im gesamten Jahr 2021 abermals eine Volatilität deutlich unterhalb des Marktgeschehens erreichen. Unser aktives Risikomanagement bildete dabei die erfolgreiche Basis einer soliden Balance zwischen Performanceanspruch und Schwankungsbreite.

 

Was erwarten wir vom Jahr 2022?

 

Die Marktteilnehmer werden im neuen Jahr ganz besonders auf die Entscheidungen der Notenbanken achten. Die Zinstrendwende insbesondere in den USA gilt als eingeleitet. Das angekündigte tapering wird den Märkten Liquidität entziehen und Zinsanhebungen werden marktdrosselnd wirken. Zu beachten ist jedoch, dass die Realzinsen nach wie vor negativ sind und vorerst wohl auch negativ bleiben werden. Der Liquiditätsentzug erfolgt daher lediglich auf Basis einer bestehenden Überliquidität. Wir erwarten daher hieraus keine gravierenden Auswirkungen, wie beispielsweise nach der Finanzkrise 2009.

 

Bezüglich der Lieferengpässe sollte bereits im ersten Halbjahr 2022 eine Normalisierung eintreten, denn die Unternehmen werden strukturelle Wege finden, diese Krise zu überwinden. Mit Abflachung der Pandemie wird der durch Lockdowns hervorgerufene Arbeitskräftemangel abgebaut. Was folgen wird, ist die Bedienung eines hohen Nachholbedarfes in vielen Branchen und damit ein zusätzlicher Wirtschaftschub.

 

Auch wenn „politische Börsen bekanntlich kurze Beine haben“, können der politische Disput mit Russland und die wirtschaftliche Neuausrichtung in China unseres Erachtens enorme Einflüsse haben. Inwiefern es den westlichen Industriemächten gelingt, eine schnelle Konfliktreduktion zu erreichen, bleibt abzuwarten. Insbesondere das Verhältnis zur Volksrepublik China hat dabei aufgrund der wirtschaftlichen Verflechtung eine herausragende Bedeutung. Zudem startet zum 01.01.2022 das Freihandelsbündnis der wichtigsten Volkswirtschaften in der Asien-Pacific-Region (RECP). Es umfasst 2,2 Milliarden Menschen und ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung. Asien - und allen voran China - wird seine Rolle als Wirtschaftsmacht neu definieren!

 

Alle Attribute zusammengenommen prognostizieren wir für das Jahr 2022 Folgendes:

 

1)  Assetklasse „Liquidität“:

Die Zentralbanken werden beginnen, die Leitzinsen im Hinblick auf die Inflationsdaten anzuheben. Liquidität rentiert jedoch weiterhin real negativ.

 

2)  Assetklasse „Renten“:

In Folge des anhaltend negativen Realzinses bleibt diese Assetklasse vorerst unattraktiv. Der Strategiewechsel der Notenbanken kann zu einem Anstieg der Zinsstrukturkurve führen, was Kursrisiken bei langlaufenden Papieren nach sich ziehen würde.

 

3) Assetklasse „Immobilien“:

Aufgrund der zunehmenden Bautätigkeit wird sich der europäische Preisanstieg im Wohnimmobiliensegment verlangsamen. Da Immobilieninvestments traditionell inflationsausgleichend wirken, wird deren Attraktivität jedoch hoch bleiben.

 

4)  Assetklasse „Aktien“:

Der nach wie vor hohe Liquiditätsüberhang wird die Kurse stützen. Sollten sich das Pandemiegeschehen abschwächen und die großen politischen Akteure Lösungen zur Beilegung der Konflikte finden, bestehen hohe Nachholpotentiale gerade im Industriebereich. Dies könnte eine Renaissance der Valuewerte bedeuten, nachdem die Technologieunternehmen in den letzten Jahren die wesentlichen Wirtschaftstreiber waren.

 

5) Assetklasse „Rohstoffe/Edelmetalle“:

Industriell benötigte Rohstoffe sehen wir weiterhin von anhaltender hoher Nachfrage unterstützt. Gold konnte trotz der fundamental günstigen Voraussetzungen seine gute Entwicklung aus 2020 nicht fortsetzen. Das weitere Potential schwindet zwar mit weiteren Zinsanhebungen, verbleibt jedoch unverändert bei anhaltend negativen Realzinsrenditen.

 

Einem sehr erfolgreichen Aktienjahr 2021 folgt nun ein sicherlich spannendes Jahr 2022 mit ganz neuen Herausforderungen. Wir freuen uns darauf, diese mit Ihnen, unseren Mandanten, gemeinsam zu meistern.

 

Es erfüllt uns als Ihre ganz persönliche Privatbank mit Stolz, für Sie da sein zu dürfen!

 

Ihre

 

B E R L I N E R  E F F E K T E N B A N K

Niederlassung der Tradegate AG Wertpapierhandelsbank