Berlin, den 01. Juli 2020
Wir blicken auf ein ereignisreiches Quartal zurück.
Nachdem der DAX das 1. Quartal 2020 bei 9.935,84 Punkten beendet hatte (der Tiefpunkt war am 16.03. bei 8.255,65 Punkten; das Jahreshoch per 17.02. bei 13.795,24 Punkten), erfolgte bis zum 30.06. eine weitere Erholung bis auf die Marke von 12.310,93 Punkten - ein Quartalsplus von 23,9%.
Der Nasdaq 100 markierte mit 10.306,90 Punkten am 23.06. sogar ein neues all-time-high.
Die reinen Börsenkurse betrachtend, könnte diese Meinung entstehen: Der Crash ist überstanden, die Zeiten sind wieder rosig und aussichtsreich, die Marktrisiken nahezu verschwunden.
Betrachten wir jedoch die Realität!
Die Wirtschaftsindikatoren werden am Ende des Jahres massiv eingebrochen sein, eine Kompensation der prozentual 2-stelligen Wachstumseinbrüche direkt in 2021 erscheint illusorisch und wird von keinem Wirtschaftsinstitut erwartet. Von den optimistischen Prognosen Anfang des Jahres haben wir uns weit entfernt. Lediglich die Bewertung an den Aktienmärkten reflektiert diese Veränderung nun nicht mehr.
Parallel belasten und verunsichern diverse Ereignisse, u.a. die russische Verfassungsänderung, das neue Sicherheitsgesetz in Hongkong, Donald Trumps Vorgehen im Präsidentschaftswahlkampf unter Einbeziehung der Außenpolitik, die weiterhin weltweit grassierende Corona-Pandemie sowie das Wirecard-Desaster und dessen Kollateralschaden auf der Vertrauensebene.
Es ist dem Eingreifen der Zentralbanken und den gigantischen Konjunktur- und Stützungspaketen vieler Regierungen geschuldet, dass der wirtschaftliche Einbruch abgemildert wurde und wirtschaftlicher Optimismus für 2021 vorherrscht.
Diese Zuversicht ist jedoch teuer erkauft. Die Zentralbankbilanzen sind in einem gigantischen Maße aufgebläht und die Staatsschulden erreichen teils schwindelerregende Höhen.
Die Folgeschäden hieraus werden sicherlich noch in vielen Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten sichtbar sein. Die Handlungsspielräume und das Vertrauen in die Geldwertstabilität sinken.
Die Marktstimulation basiert momentan im Wesentlichen auf der sehr hohen Liquidität, welche ins System gepumpt wird. Liquidität sucht und findet - ähnlich austretendem Wasser - seinen Weg.
Diese Liquidität ist jedoch bei neuerlichen Rückschlägen in den Wirtschaftsprognosen bzw. aufflammenden politischen Krisen auch schnell wieder „scheu wie ein Reh“.
In Zeiten nachhaltig niedriger Zinsniveaus und Liquiditätsschwemmen werden wir uns an ansteigende Kurs-Gewinn-Verhältnisse gewöhnen müssen (der Immobilienmarkt hat uns dies bereits gezeigt). Ein zu starkes Auseinanderdriften von Potentialwachstum und reiner liquiditätsgetriebener Märkte wird jedoch Korrekturen unweigerlich nach sich ziehen müssen.
Dies subsummiert bleiben wir aktuell vorsichtig in unseren Investmententscheidungen.
Für unsere Vermögensverwaltungen bedeutet dies, dass wir vorerst an einer neutral gewichteten Aktienquote zu Gunsten der Liquiditätsquote festhalten.
Wir werden selektiv und sukzessive weitere Zukäufe vornehmen, wenn die Bewertungen es erlauben.
Unsere Gold-/Edelmetallquote behalten wir übergewichtet, da wir gerade im Hinblick auf die parallele Betrachtung von Geldmengenausweitung und Liquiditätsdruck weiteres Kurspotential sehen.
Wir freuen uns, dass wir in unseren Vermögensverwaltungen einen großen Teil der Verluste aus dem 1.Quartal kompensieren und die meisten Portfolien auf Jahressicht in die Gewinnzone zurückführen konnten.
Im 3. Quartal wird unser aller Hauptaugenmerk auf der Entwicklung der Corona-Pandemie, den Ereignissen im Vorfeld der US-Wahl und auf den Prognosen hinsichtlich einer wirtschaftlichen Erholung in 2021/2022 liegen. Diese Daten/Themen werden wesentlich für die Feststellung sein, auf welchem Wachstumsniveau wir uns einpendeln und entsprechende Marktbewertungen abzuleiten sind.
Wir danken unseren Geschäftspartnern für das uns entgegengebrachte Vertrauen beim Durchschreiten der Kapitalmarktkrise! Wir sind uns bleiben an Ihrer Seite.
Ihre
B E R L I N E R E F F E K T E N B A N K
Niederlassung der Tradegate AG Wertpapierhandelsbank
© BERLINER EFFEKTENBANK @iAY